Warum eine notarielle Vorsorgevollmacht unverzichtbar ist

Notarielle Vorsorgevollmacht

Besitzen Sie eine Immobilie, aber keine notarielle Vorsorgevollmacht?

 

Oft wird gedacht, dass eine aus dem Internet ausgedruckte und unterschriebene Vollmacht ausreicht und man das Geld für den Notar sparen kann.

Doch genau hier liegt der Fehler – ein Fehler, der im Ernstfall teuer werden kann.

 

Zum Beispiel kann es passieren, dass aufgrund fehlender Beurkundung eine gesetzliche Betreuung erforderlich wird, was nicht nur Zeit und Mühe kostet, sondern auch erhebliche zusätzliche Kosten, wie Gerichtskosten und Gutachtergebühren, nach sich zieht. Es geht dabei nicht nur um rechtliche Hürden, sondern auch um die Sicherheit, dass alles reibungslos verläuft, wenn Sie selbst nicht mehr in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen.

 

In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, warum eine notarielle Vorsorgevollmacht so wichtig ist und welche Risiken vermieden werden können.

 

Soll ich eine notarielle Vorsorgevollmacht erstellen lassen? Pro, Contra

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Rechtliche Situation

Grundsätzlich können Vollmachten in Deutschland formfrei erteilt werden. Das heißt, theoretisch würde es genügen, eine andere Person mündlich zu bevollmächtigen. Doch bei bestimmten Angelegenheiten sind gesetzliche Formerfordernisse zu beachten. Besonders relevant wird dies bei Immobilien.

 

Wenn mittels einer Vollmacht eine Immobilie verkauft werden soll, muss die Vollmacht dem Grundbuchamt durch eine öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunde nachgewiesen werden. Ohne eine solche Beglaubigung sind Sie in vielen Fällen handlungsunfähig, und es kann zu erheblichen Verzögerungen kommen.

 

Mit einer einfachen, aus dem Internet ausgedruckten Vollmacht kann also später kein Immobilienverkauf durchgeführt werden, zum Beispiel wenn die Immobilie verkauft werden muss, um Pflegekosten zu decken. Stattdessen muss eine gesetzliche Betreuung eingerichtet werden. Selbst wenn ein naher Verwandter (z. B. ein Kind oder Ehepartner) zum Betreuer bestellt wird, kann der Verkauf nicht ohne weiteres durchgeführt werden. Der Kaufvertrag muss nämlich vom Betreuungsgericht genehmigt werden. Dies dauert nicht nur, sondern verursacht auch Kosten, zum Beispiel für ein Sachverständigengutachten, das den Verkehrswert der Immobilie ermittelt. Solche Gutachten können schnell vierstellige Beträge kosten! Außerdem kann es passieren, dass das Betreuungsgericht den Verkauf ablehnt, wenn der Verdacht besteht, dass der erzielte Kaufpreis nicht dem tatsächlichen Wert der Immobilie entspricht. Dies führt zu Unsicherheit und zusätzlichem Aufwand.

 

Bedeutung und Aspekte einer notariellen Vollmacht (Schaubild)

Weitere Probleme ohne notarielle Vorsorgevollmacht

Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn die Immobilie nicht verkauft, sondern saniert oder modernisiert werden muss bzw. soll, aber das nötige Geld fehlt.

 

Viele denken jetzt: Kein Problem, es gibt ja Banken, die gerne Kredite vergeben. Doch so einfach ist es nicht, da Banken in der Regel zusätzliche Sicherheiten und eine klare rechtliche Grundlage fordern, um sich gegen mögliche Risiken abzusichern.

 

Genauer gesagt müsste ein Verbraucherdarlehensvertrag abgeschlossen werden. Dieser Vertrag enthält viele Angaben, wie die Höhe der Darlehenssumme, den Zinssatz und weitere Konditionen. Wenn der Betroffene nicht mehr geschäftsfähig ist, kann er nur durch einen Betreuer oder einen bevollmächtigten Vertreter handeln. Aber auch hier gibt es eine Hürde: Banken akzeptieren in der Regel nur notariell beurkundete Vollmachten, wenn es um Darlehen und damit verbundene finanzielle Verpflichtungen geht.

 

Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Der Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags mit einer einfachen Vollmacht funktioniert rechtlich und damit auch praktisch nicht! Bei einer nicht-notariellen Vollmacht müssten nämlich bereits alle für das Darlehen erforderlichen Angaben enthalten sein. Das ist so im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt.

 

Doch wie sollen Sie heute schon alle Konditionen eines möglichen zukünftigen Darlehens in die Vollmacht aufnehmen? Niemand kann vorhersagen, ob später ein Darlehen benötigt wird, geschweige denn zu welchen Konditionen. Das bedeutet im Ernstfall, dass die Bank den Darlehensantrag ablehnt und notwendige Sanierungen nicht durchgeführt werden können, was den Wert der Immobilie erheblich mindern kann.

 

Eine notariell beurkundete Vorsorgevollmacht stellt sicher, dass auch komplexe Entscheidungen, wie die Aufnahme eines Kredits oder die Durchführung von Baumaßnahmen, unkompliziert umgesetzt werden können. Es geht dabei nicht nur um rechtliche Formalitäten, sondern auch um Ihre Lebensqualität und die Ihrer Angehörigen. Ohne notarielle Vorsorgevollmacht müssen Familienangehörige immer wieder bürokratische Hürden überwinden, die sich mit einer notariell beurkundeten Vorsorgevollmacht vermeiden ließen.

 

Bankkredit mit notariell beurkundeter Vorsorgevollmacht (Schaubild)

Fazit: Gehen Sie auf Nummer Sicher

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, dann lassen Sie Ihre Vorsorgevollmacht unbedingt von einem Notar beurkunden. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Immobilie im Ernstfall verkauft oder saniert werden kann, ohne dass langwierige und kostenintensive Betreuungsverfahren notwendig werden. Solche Betreuungsverfahren können oft mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern, was die Dringlichkeit der Situation erheblich verschärfen kann. Es geht dabei nicht nur um rechtliche Sicherheit, sondern auch um Ihre persönliche Vorsorge und die Entlastung Ihrer Angehörigen.

 

Mit einer notariellen Vorsorgevollmacht legen Sie die Grundlage, dass Ihre Interessen im Ernstfall bestmöglich vertreten werden. Sparen Sie also nicht an der falschen Stelle – gehen Sie direkt zu Ihrem Notar und sichern Sie sich umfassend ab. Eine kleine Investition heute kann Ihnen und Ihren Angehörigen später viel Ärger, Zeit und Geld ersparen.

 

Sie wollen eine Vorsorgevollmacht errichten?